7 Dinge, die Du schon immer über den Salento wissen wolltest aber Dich nicht zu fragen trautest

Wir sitzen auf gepackten Koffern. Vier Wochen sind vergangen wie vier Tage. Wahnsinn! Abgesehen von all den Dingen, die sowieso und immer toll gewesen sind – der Wind über dem Meer, die Schnörkel des süditalienischen Barock, die Schirme der Pinien, das leckere italienische Essen und, naturalmente il vino – möchten wir Euch teilhaben lassen an dem, was uns sonst noch aufgefallen ist:

1. Im Salento essen sie Blumen! Das, was wir unter dem Namen Narzissen im Frühling als duftende blaulila Blüten auf den Ostertisch stellen, schätzen die Salentini als leckere Beilage in Öl frittiert und mit Knoblauch gewürzt. Dafür verwenden sie allerdings nicht die Blüten, sondern die Knollen der Pflanze. Das Ganze nennt sich Lampascioni und ist eine absolute Spezialität!

2. Nur einmal im Jahr dürfen die Salentini picknicken. Das ist an Pasquetta, besser bekannt als Ostermontag. Alle, alle, die Familie vom Säugling bis zum Großvater packen die Campingstühle ein und fahren in Richtung Meer. Der Weg ist das Ziel! Deshalb nehmen viele die erstbeste Gelegenheit wahr und packen gleich auf dem Parkplatz das Geschirr aus. Das Schöne daran: an allen anderen Tagen des Jahres gibt es keine Picknicker.

3. Wenn bei uns die Sonne schon so richtig knallt, die Temperaturen Richtung 25-Grad-Marke klettern und das winterkalte Berliner Herz nach wärmender Weite in luftigen Straßencafés schreit, dann ist im Salento immer noch: NICHTS. Off Season. Das heißt, kein Café, keine Strandbar, kein Sonnenschirmchen, kein Duft nach Sonnencreme, der die Luft nach Urlaub riechen lässt. Stattdessen: Daunenjacken, Daunenjacken und runtergelassene Rollos, verrammelte Strandbistros und Daunenjacken.

4. Als weitgereiste Weltenbürger haben wir viele schöne und nicht so schöne Städte gesehen. Aber nichts übertrifft an Tristesse, Morbidität und depressiver Stimmung die Stahl- und Militärstadt Taranto. Schon von Weitem kündigt sich die traurige Stimmung durch die vom Rauch der Schornsteine rostrot gefärbten Bäume an. Der nächste Anblick sind Fabrikanlagen-Ungetüme wie aus der Steinzeit und Kriegsschiffe, die von einer 6-Meter-Mauer vom Rest der Stadt abgeschirmt werden. In der Altstadt stehen wunderschöne alte Palazzi und schauen einen vorwurfsvoll an: wie kann solche Schönheit einfach dem Verfall preisgegeben werden? Die ganze Stimmung in den verlassenen kopfsteingepflasterten Gassen lässt einen frieren, obwohl es eigentlich warm ist.

5. Keine Ahnung, wieviele unterschiedliche Grün- Blau- und Türkistöne es gibt. Klar ist jedenfalls, dass das ionische Meer mehr davon hat als alle RAL-Fächer der Welt zusammengenommen. Jeden Tag kündigt die Farbe des Meeres die Wetterstimmung an. Von stürmisch-abweisend über gemäßigt-freundlich bis verlockend-warm. Ein Farbrausch, der zum Dichten verführt: Smaragdgrün, Türkisvanille, Minzesorbet, Eisblauviolett… Zum Reintauchen schön!

6. Der März ist noch Vorsaison, d.h. es ist niemand da, außer dem Hausmeister, der sowieso den ganzen Winter über hier ist. Wir haben unsere Laufsachen angezogen und sind durch menschenleere Badeorte gelaufen, durch verlassene Dörfer und an traumhaften Küstenstraßen entlang. Die Fensterläden der Ferienhäuser waren noch geschlossen; alles ist in Erwartung der zahlreichen Sommergäste aus dem Norden. Wir waren die Einzigen, die einsam durch den Wald oder am Strand an geschlossenen Restaurants und verwaisten Fischerhäfen vorbei liefen. In ein paar Wochen wird es es hier voll und laut werden, wir durften die Landschaft von einer anderen Seite erleben.

7. Jeder, wirklich jeder im Salento, mit dem wir gesprochen haben, hat irgendeinen Vetter, Schwager, Tante, Schwiegertochter oder Ex-Frau in Deutschland. Von Kiel bis Garmisch-Partenkirchen, von Bad Godesberg bis Stuttgart: „Germania“ kennen alle. Der Salento ist ein Auswanderungsland. Und alle sind sofort total begeistert, wenn man auch nur ein winziges bisschen Italienisch parlieren kann. Molto simpatico!

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