Die besten Alben 2019
Es gibt so viel gute Musik, die man jederzeit überall hören kann. Ich bin noch immer gefangen in meiner früheren Musikwahrnehmung ; nämlich als ein tolles neues Album. Ich denke an “Dark Side of the Moon” oder “London Calling”. Und natürlich höre ich heute als Hintergrundmusik gerne Amazon oder Spotify. Das ist wunderbar. Es entbindet mich von der Verantwortung, für die Musik zuständig zu sein und liefert gleichzeitig eine geniale Auswahl, die ich so nie hätte treffen können.
Ich bin kein Kulturpessimist. Im Gegenteil – ich liebe den technologischen Fortschritt und bin viel zu oft ein Verfechter der Visionen der kommenden Technologien. Ich freue mich auf die Zukunft und tendiere dazu, die damit einhergehenden gesellschaftlichen Widrigkeiten auszublenden. Die Bilder der Verheißungen der künftigen Möglichkeiten faszinierten mich schon immer. Nur mit der Veröffentlichung und Verbreitung von Musik bin ich etwas konservativ.
Ich bin gefangen im Format eines Albums. Ein Album ist etwas anderes als ein einzelner Song, der ist natürlich auch auf einem Album. Aber um es in meine Liste des Jahres 2019 zu schaffen ist ein einzelner Song unerheblich – das Album zählt. Also 10 oder mehr Lieder die hintereinander gehört werden können, ohne dass man zwischendurch die Lust verliert. Ein einzelner Hit, 3 Minuten, ist klasse, darum geht es aber hier aber nicht. Mich interessiert, wie immer in meinem Leben, die Langstrecke. Ein Album, das man eine knappe Stunde auflegen kann, ohne sich selbst zu langweilen, die Nachbarn zu verärgern oder die Gäste zu vertreiben. Unter diesem Aspekt liefere ich Euch die Liste der besten Alben des Jahres 2019, die Ihr unbedingt angehört haben müsst.
In der Reihenfolge von Platz 20 bis zum Gewinner Nr. 1.
** Da Du einer meiner lieben Freunde bist, gibt es für dich, wenn du magst, einen USB-Stick mit dieser famosen Musik-Sammlung als Weihnachtsgeschenk! Du musst mir dafür nur hier unten ein Feedback zu meinem Ranking schicken – etwa was dir gefallen hat, welches Album aus deiner Sicht fehlt etc. Außerdem erwarte ich von Dir zwei Empfehlungen dieses wunderbaren Blogs an andere. Dann darfst Du mir auch gerne vorwerfen, dass zu wenig Frauen vertreten sind. Und dass Sterben und Tod einen zu großen Raum einnehmen, aber so ist das leider derzeit. Ich freu mich auf Deine Rückmeldungen!
20. Hallelujah – The Songs of Leonard Cohen
Er fehlt noch immer. Die Lieder von Leonard Cohen, mit denen wir aufgewachsen sind, werden von anderen Bewunderern gesungen. Mit anderen Interpretationen der einfachen Lieder Cohens wird einem wieder vor Augen/Ohren geführt, was für eine umwerfende Symbiose Text und Melodie eingehen können.
19. Milky Chance – Mind The Moon
Zwei sehr junge Kasseler (also kein Fleisch, sondern Jungs aus Kassel) machen mit ihrem dritten Album nach wie vor frische Musik zwischen allen Genres.
18. Lenny Kravitz – Raise Vibration
Ich mag die einfache Musik von Lenny Kravitz. Einerseits hat sie Stadionrock-Potential, andererseits bricht sie auch immer wieder genau diese Erwartungen.
17. John Hiatt – The Eclipse Sessions
John Hiatt ist ein alter Song-Writer – weiß und Mann. Seit 40 Jahren macht er Musik und hat mit allen Musikern, deren Namen Du noch buchstabieren kannst, gespielt. Er hat es nicht mehr nötig neue Alben zu veröffentlichen. Es spielt einfach nur das was ihm gefällt, und das hört man – fantastisch!
16. David Knopfler – Heartlands
Am Anfang denkt man, die Stimme kennt man doch? Aber nein, es ist der kleine Bruder, David. Abseits des Schattens seines großen Bruders hat er ein sehr ehrliches Album aufgenommen.
15. Rickie Lee Jones – Kicks
Sie ist nach wie vor ein/e Vorbild/in für jede/n Rockmusiker/in – finde ich.
14. Keb‘ Mo‘ – Oklahoma
Setz dich ins Auto, fädele Dich ein auf die Route 66 und stell Cruise Control an. Dann mach Deine Anlage laut mit Keb‘ Mo‘ – was willst Du mehr?
13. Finn Andrews – One Piece at a Time
Finn Andrews (1983) hat sein erstes Soloalbum veröffentlicht, das ich jeden/r ans Herz legen möchte. Es verbreitet mitunter etwas Melancholisches, aber immer mit Zuversicht!
12. Mark Knopfler – Down The Road Wherever
Der große Bruder der Dire Straits. Das Album ist zwar noch von 2018, aber erst in diesem Jahr hatte ich die Gelegenheit ihn Live zu erleben. Nach 40 Jahren ist er noch immer ein toller Musiker. Prädikat: verlässlich gut.
11. Bedouin Soundclash – Mass
Diese kanadische Band wollte/durfte ich vor ca. 10 Jahren in Paris in einem kleinen Klub erleben. Ein fantastischer Abend mit überaus sympathischen Musikern, die zufälligerweise im selben Hotel übernachteten. Ich war auf dem Weg zum Marathon, sie auf Tournee. Dies ist das erste Album seitdem, und ich hoffe, dass es ein Erfolg wird.
10. Ratso – Stubborn Heart
Ratso hat eine unvergleichliche Rock’n’Roll Karriere hinter sich. Bob Dylan, Leonard Cohen, Nick Cave, Tom Waits: Er hatte sie alle. Er schrieb Bücher, Texte, Songs. Aber jetzt hat er altersweise sein erstes(!) Album veröffentlicht. Wie er mit Nick Cave im Duett singt: Bitte einrahmen und konservieren!
9. Vampire Weekend – Father of the Bride
Vampire Weekend hat bei mir einen Jugend-Bonus-Stein im Brett. Jetzt endlich nach vielen Jahren haben sie wieder ein neues Album veröffentlicht, und ich freue mich immer, wenn ich es höre. Leichte Musik, die immer wieder das Wohlgefühl bricht.
8. Dirty Heads – Super Moon
Auch wieder eine Band, die ich seit Jahren schätze, und vor ein paar Jahren im Lido erlebt habe. Nach langer Zeit ist das ihr neues Album. Sollten die nach Berlin kommen: unbedingt hingehen!
7. Dido – Still On My Mind
Ich habe sie (wir ihr alle) zum ersten Mal im Remix von Eminem gehört (also vor ca. 20 Jahren mit “Stan”). Aber sie hat auch danach immer tolle Lieder gemacht (z.B. “White Flag”). Das neue Album hat vielleicht keinen No.1 Hit aber das kann ja noch kommen.
6. Norah Jones – Begin Again
Das Album ist eine Offenbarung: alles ist anders. Bei Norah Jones erwartet man seichte, gefällige Soft-Jazz-Unterhaltung. Nichts dergleichen! Bei dieser Musik sitzt Du entweder vorne auf der Stuhlkante oder wackelst Deinen Arsch weiter hinten.
5. The Specials – Encore
Die Specials waren Teil meiner Jugend, damals als Ska-Punk-Band mit Hits wie “Rudie”. Politisch immer auf der Höhe, nach wie vor seit 40 Jahren. Vor ein paar Jahren durfte ich sie in Dublin live erleben, noch in der Originalbesetzung. Dieses Jahr haben sie nach 38 Jahren ein neues Album veröffentlicht, und was soll ich sagen – es ist fantastisch. Das Konzert in Berlin hat es bestätigt.
4. Seeed – BAM BAM
Nach dem Tod von Demba haben sie es geschafft weiter zu machen. Seeed sollte zum Grundkonsens jeglicher Musikrezeption gehören. Wer Ohren hat, hört Seeed!
Und hier die Top drei, mit einem Youtube-Link:
3. The Lumineers – III
Dieses Album kommt tatsächlich überraschend. Es gehört in die Kategorie: man muss es nur oft genug gehören – aber dann entfaltet es eine unwiderstehliche Sogwirkung. Und dann kommt man nicht davon los. Positiver Suchtfaktor!
2. Joe Henry – The Gospel According to Water
Seit vielen Jahren bewundere ich die Musik von Joe Henry. Wir durften ihn gerade noch in Neukölln zusammen mit Billy Bragg bei einem beeindruckenden Konzert erleben. Dieses neue Album von Joe Henry steht ganz im Zeichen seines Endes, denn vor kurzem hat er die Krebs-Diagnose bekommen. Nichtsdestotrotz hat er dieses Album mit viel Lebensfreude produziert, jedes Lied ist wertvoll. Er hat die Größe, Zuversicht zu verbreiten im Angesicht der Endlichkeit. Die Musik ist wunderschön.
Hinzu kommt: dieses Video ist eines der beeindruckensten Musikvideos, die ich seit langem gesehen habe: Ein tolles Lied. Er weiß, dass er demnächst sterben wird und schaut dem ins Auge. Und dann dieses Musikvideo.
1. Leonard Cohen – Thanks for the Dance
Das Leben ist ein Kreis, ich habe mit Leonard Cohen auf Platz 20 angefangen, und ich ende mit ihm. Dieses Album erschien gerade posthum, wunderschön produziert von seinem Sohn. Er muss gar nicht singen, wir haben die Melodie in unserem Kopf.
“I’m almost at home/ No one to follow and nothing to teach.”
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Eine Zugabe habe ich auch noch:
Zugabe: Frank Turner – Live At Nottingham
Wie es sich für eine Zugabe gehört – ein Live-Album. Auch mit diesem Musiker pflege ich eine jahrelange Verbundenheit. Vor etlichen Jahren spielte er noch im kleinen Club im Prenzlauer Berg vor 100 Gästen, heute füllt er Riesenhallen. Die Energie und Spielfreude ist aber nach wie vor ungebrochen. Dieses Album ist ein Livemitschnitt von 2016, es war in seiner 10-jährigen Karriere sein 2000. Konzert!
Und? Neugierig geworden wie sich alle Alben komplett anhören? Wie Du an den Stick kommst steht oben. Wir freuen uns auf Deine Meinung!
hauselinho
16. Dezember 2019 — 20:40
Friedeeer, es ist Weihnachts- (und für mich auch noch Umzugszeit), d.h., ich kann mich nicht durch deine TOP20 hören, aber finde, dass du, so weit ich es beurteilen kann, eine gute Auswahl getroffen hast (Cohen, Knopflers, Dido…).
Den Rest lerne ich gerne kennen….
Jegrüsst, nun aus Zehlendorf.
Peter
Lisa Bartsch
17. Dezember 2019 — 8:16
Hey lieber Frieder, einige davon kenne ich und es ist eine gute Wahl. Ich werde es mir später in Ruhe angucken, anhören, habe mir die Seite gesaved. Über 2 Alben war ich überrascht, dass sie hier auftauchen. Freue mich auf später und bin gespannt, wie die Musik ist, die ich nicht kenne. liebe grüße, lisa 🙂
Monika Arnholdt-Esche
17. Dezember 2019 — 9:09
Frieder, schöne Anregungen und gute Erinnerungen! Wieder zurück in Berlin werden wir uns hoffentlich mal sehen! Tanti Cordiali saluti! Monika
Javis Lauva
20. Dezember 2019 — 14:19
Lieber Frieder,
Danke für die schönen Album-Tips! Dank Spotify habe ich mal zum großen Teil hineingelauscht. Ich gehöre ja zum „anderen Lager“. Als alter Spotify-Hörer habe ich zwar auch einen ganzen Schrank voll Alben in der Cloud stehen, bevorzuge aber die Playlists, von denen ich eine ganze Menge habe. Hier ein llink zu meiner „Javis-nice“:
https://open.spotify.com/user/visja/playlist/67i755Hhuua6ycr7WWY4iq?si=f1wmttwWSHmMq7uliHdK5Q
Der oberste Eintrag von Josh Ritter stammt – glaube ich – aus deinen Alben!
Euren Blog habe ich mal an ein paar Freunde weitergeleitet. Ist immer lesenswert!
Kompliment!
Liebe Grüße auch an Anja
Javis